Wir kennen unseren Gegenüber. Wir wissen alles über unsere Nachbarn, kennen die Gewohnheiten von Stars und Sternchen und die Sünden der Politiker. Aber kennen wir uns selbst. Heute schon reflektiert?

SELBSTREFLEXION

Sich selbst kennen bedeutet sich selbst hinterfragen, seine eigenen Stärken und Schwächen kennen sowie die eigenen Gefühle und vor allem das eigene Handeln analysieren. Klingt simpel, wird in der Realität aber viel zu selten praktiziert. Manchmal steht dir auch die Angst im Weg, etwas unbequemes zu erfahren. Vielleicht mag ich mich selbst gar nicht. Bin ich gut genug? Warum bin ich hier? Heute schon reflektiert?

Das Leben kann man nur rückblickend verstehen

Man muss es aber vorwärts leben! – behauptet Søren Aabye Kierkegaard (1813-1855). Er war ein dänischer Philosoph, Theologe und Schriftsteller. Er gilt auch als richtungweisender Vertreter der Existenzphilosophie, einer philosophischen Richtung, die im Zentrum ihres Denkens die Existenz des Menschen im weitesten Sinne hat.

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/kommunikation-im-netz-internet-ort-der-einsamkeit-1.79231

 

George Clooney reflektiert mit Denkerstirn

George Clooney reflektiert mit Denkerstirn

 

Heute schon reflektiert? – George Clooney tut es …schonmal

„Es funktioniert so, dass man das tut, wovor man eine Scheißangst hat, und danach den Mut aufbringt, es zu tun. Nicht, bevor du es tust. So läuft‘s.“

Im Grunde tun es ganz viele Menschen. Zumindest die auf den reichen Kontinenten. Denn zur Selbstreflexion braucht man Zeit. Da stehen einem Armut und Überlebenskämpfe gerne mal im Weg. Wir hinterfragen mindestens einmal in unserem Leben unser eigenes Handeln. Leider sehr spät erst. Wir nennen es dann Midlife-Crisis.

MIDLIFE-CRISIS

Sie beschreibt die emotionale und psychologische Phase, die manche Menschen in der Lebensmitte (etwa zwischen 35 und 55 Jahren) erleben. Sie kann durch eine tiefere Reflexion über das eigene Leben ausgelöst werden und geht oft mit Gefühlen von Unsicherheit, Unzufriedenheit und Veränderungen einher.

Mit Selbstreflexion beschäftigen wir uns gerne erst, wenn wir unzufrieden mit dem eigenen Leben sind. Wir haben dann den Wunsch nach Veränderung (z. B. neuer Job, neue Hobbys, Abenteuer). Dann hinterfragen wir die bisherigen Entscheidungen und Lebensziele. Meist erkennen wir diesen Zustand an emotionale Schwankungen, Nostalgie oder sogar depressiven Verstimmungen. Also – heute schon reflektiert?

WHAT IS IT GOOD FOR

Eine Midlife-Crisis muss nicht nur negativ sein. Wir können sie auch als Chance für Wachstum und Veränderung betrachten. Im Zeitraffer bedeutet das dann: Reflexion, Neuausrichtung, Selbstfindung, Stärkung von Beziehungen, Reifung. Die Konfrontation mit der Endlichkeit des Lebens kann zu tiefer Dankbarkeit und einem besseren Umgang mit den eigenen Ressourcen führen.

PHILOSOPHIE HILFT

Immanuel Kants Werk “Anthropologie in pragmatischer Hinsicht” (1798) ist ein zentraler Text in seiner Spätphilosophie und bietet eine Anleitung, den Menschen nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch im Alltag zu verstehen. Es verbindet philosophische Anthropologie mit einem pragmatischen Ansatz, der sich auf die Anwendung dieses Wissens im Leben konzentriert. Kants Anliegen lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:

Kant wollte den Menschen in seiner Gesamtheit betrachten – als Wesen mit Vernunft, Gefühlen, Trieben und kulturellen sowie sozialen Bezügen. Dabei wollte er keine rein theoretische Anthropologie schaffen, sondern eine, die praktische Orientierung im Leben bietet.

Kants pragmatischer Ansatz bedeutet, dass das Wissen über den Menschen dazu dienen soll, sein Verhalten in der Gesellschaft zu verstehen, zu verbessern und ihn dazu anzuleiten, seine Freiheit und Autonomie sinnvoll einzusetzen.

SELBSTERKENNTNIS ist die Basis

Kant betont, dass Selbsterkenntnis zentral für ein gutes und autonomes Leben ist. Nur wer sich selbst versteht – seine Stärken, Schwächen, Triebe und Neigungen – kann sein Handeln moralisch ausrichten und sinnvoll leben.

 

Martin Hablowetz Strasse

Wertvolle Orientierungshilfe

 

KANT’s LEARNING

Der Mensch hat die Aufgabe, seine Vernunft und Moralität so zu entwickeln, dass sie nicht nur ihm selbst, sondern der gesamten Menschheit zugutekommen. Kant sieht die Verwirklichung von Freiheit und Moral als höchsten Zweck menschlichen Handelns.

Alles antiquierter Quatsch? NOPE

Kants pragmatische Anthropologie bleibt aktuell, weil sie eine ganzheitliche Perspektive auf den Menschen bietet: Sie zeigt, wie Selbsterkenntnis, moralisches Handeln und soziale Verantwortung miteinander verbunden sind, und inspiriert dazu, die eigenen Fähigkeiten bewusst einzusetzen, um ein erfülltes Leben zu führen. Denn jeder besitzt ein Talent. Manch einer hat sogar Superkräfte.